Den Siegeswillen und die in den vergangenen Turniereinsätzen unter Beweis gestellten technischen Fähigkeiten, hatten die meisten WAB-Kids beim Einsatz in Hergiswil scheinbar in den Osterferien gelassen. Einzig Diego Martinez und Léandro Pédronie zeigten eine engagierte Leistung, was auch im Ergebnis mit Medaillen belohnt wurde.
Schon um 06.30 Uhr ging es für den WAB-Ringernachwuchs mit dem Mannschaftsbus in Richtung Hergiswil bei Willisau. Yaron und Léandro Pédronie waren erst wenige Minuten vor der Abfahrt von ihrer Rückreise aus den Osterferien zurückgekehrt und die ganze Nacht durchgefahren. Sie wollten jedoch unbedingt dabei sein und wechselten somit nur die Fahrzeuge - vom Familienauto in den WAB Mannschaftsbus. Chapeau vor diesem Einsatz!
Dort angekommen stand direkt das obligatorische Wiegen auf dem Programm. Somit waren die verschiedenen Alterskategorien und Gewichtsklassen gebildet. Danach stand fest, dass in der Kategorie der jüngeren "Piccolo" gleich drei WAB-Ringer in der gleichen Konkurrenz starten würden: Yaron und Léandro Pédronie zusammen mit Diego Martinez. Jeweils in eigenen Gewichtsklassen starteten Aman Challagandla und Sufjan Zoranic. Rafael Martinez trat in der Kategorie der älteren "Jugend B" an. Insgesamt reisten 103 Kinder aus der ganzen Schweiz mit ihren Vereinen an, um in Hergiswil um die Medaillen zu kämpfen.
Diego und Léandro mit einer engagierten und erfolgreichen Leistung
Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Diego Martinez und Léandro Pédronie. Diego durfte sich gleich im ersten Kampf des Tages beweisen. Diese Ehre teilte er sich mit Yaron. Da die beiden in der gleichen Kategorie und Gewichtsklasse antraten, war dieses vereinsinterne Duell für beide der Auftakt in den Wettkampftag. Diego liess keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich für den Wettkampf Grosses vorgenommen hatte. Mit seinem ganzen technischen Reportoire und einer starken Willensleistung, konnte er gegen den ca. drei Kilo schwereren Yaron bestehen und den Kampf sogar durch einen Schultersieg für sich entscheiden. Die Nacht mit sehr wenig Schlaf im Auto zuvor von Yaron war ihm auf der Matte dabei ebenfalls deutlich anzumerken.
Für Diego war damit die Basis für sein selbst erklärtes Ziel, eine Medaille gewinnen zu wollen, gelegt. Yaron stellte nach der Niederlage fest, dass er für den Wettkampf zu müde war und zog seine Teilnahme daraufhin zurück. Eine vernünftige, nachvollziehbare und faire Entscheidung, damit sich die Trainer voll auf die anderen WAB-Ringer konzentrieren konnten.
Der dritte WAB-Schützling in dieser Kategorie Léandro startete ebenfalls mit einem tollen Erfolg in das Turnier. Er konnte gegen den stark einzuschätzenden Michael Hofstettler vom RC Willisau eine 10:2 Punkteführung erkämpfen und entschied den Kampf dann noch durch Schultersieg für sich. Auch gegen seinen zweiten Gegner, Javis Tresch aus Schattdorf zeigte Léandro sein Talent und seine Fähigkeiten. Über die volle Kampfdistanz lieferte er sich ein Duell auf Augenhöhe. Erst kurz vor Schluss riskierte er zu viel und musste noch einige Punkte abgeben. Die 6:11 Punkteniederlage ist damit deutlicher als der recht ausgeglichene Kampfverlauf.
Durch die Aufgabe von Yaron war das dritte Duell von Léandro auch gleichzeitig sein letztes. Erneut ein vereinsinternes Aufeinandertreffen, da es gleichzeitig der zweite Kampf von Diego sein sollte. Alle Motivation und Siegeswille von Diego half dabei nichts gegen die starke Leistung von Léandro. Er liess Diego keine Chance und konnte den Kampf beim Stand von 6:0 Punkten bereits vorzeitig durch Schultersieg für sich entscheiden. Damit hatte Léandro seine Leistung erbracht. Mit zwei klaren Siegen und einer knappen Niederlage kann er mit seiner Leistung mehr als zufrieden sein.
Für Diego standen zu diesem Zeitpunkt noch zwei wichtige Kämpfe bevor. Zunächst gegen Javis Tresch aus Schattdorf, gegen den Léandro zuvor verloren hatte. Auch Diego fand kein Rezept gegen den späteren Goldmedaillengewinner. Er musste sogar eine historisch hohe Niederlage hinnehmen. Javis Tresch konnte Diego gleich zu Kampfbeginn um den Bauch fixieren und so mit dem Durchdreher eine Zweierwertung nach der anderen für sich verbuchen. Da es kein Punktelimit für technische Überlegenheit gab, stand am Ende ein 0:42 gegen Diego auf der Anzeigetafel.
Eine Niederlage von der Diego sich jedoch nicht demotivieren liess. Besonders, da er mit seinen 17.5 Kilogramm der mit Abstand Leichteste in dieser Kategorie war. Im letzten Duell gegen Michael Hofstettler vom RC Willisau Lions folgte ein spannender Krimi. Diego konnte mit zwei tollen Hüftern eine 8:0 Punkteführung erkämpfen. Dann wurden die verbleibenden 1:20 Kampfzeit jedoch zu einer gefühlten Ewigkeit in der er seinen Gegner nochmals auf 8:7 Punkte herankommen liess. Mit dem erlösenden Schlusspfiff des Schiedsrichters stand jedoch fest, dass Diego auch diesen Sieg verbuchen konnte. Seine Bilanz war damit mit zwei Siegen und zwei Niederlagen ausgeglichen, die durch den hohen Gewichtsunterschied zu seinen Konkurrenten jedoch noch höher einzuschätzen ist. Auch rechnerisch schaffte es Diego so an Léandro vorbei. Er durfte sich die verdiente Silbermedaille umhängen lassen; Léandro die ebenfalls starke Bronzemedaille. Bei der Siegerehrung fehlte Michael Hofstettler, so dass die WAB-Dominanz in dieser Kategorie auf dem Podest noch deutlicher wurde.
Aman, Sufjan und Rafael ohne Biss und ohne Erfolg
Auch wenn Aman und Sufjan in ihren Kategorien eine tolle Ausgangslage hatten, konnte sie ihre Chance nicht nutzen. Was fehlte war einzig der Wille und der Biss: Beides ist für den Erfolg oft noch wichtiger als ein grosses technisches Reportoire.
Aman, der in seiner gute besetzten Kategorie insgesamt fünf Kontrahenten hatte, startete mit drei klaren Niederlagen in das Turnier. Nach den Kämpfen gegen Gian Leuthard von der RS Freiamt und Kilian Huber von der RR Tuggen standen zwei Schulterniederlagen ohne eigenen Punktegewinn zu Buche. Erst gegen die Newcomerin Aylin Läderach von den RC Willisau Lions gelang es Aman eigene Punkte zu machen. Trotzdem am Ende die Niederlage mit 6:8 Punkten. Seine letzten beiden Kämpfe brachten keine Kehrtwende: Zwei Schulterniederlagen gegen Kevin Imboden und Fionn Uhlmann, beide von den RC Willisau Lions.
Besonders überraschend war der leider recht zurückhaltende Auftritt von Sufjan. Im Training am Mittwoch noch zeigte er seine tollen Fortschritte der letzten Monate. Auf der Matte im Wettkampf dann, war davon nichts zu sehen. Ohne eigenen Punktgewinn fuhr er drei klare Schulterniederlagen in Folge ein. Gegen Oliver Minlov von der RS Freiamt, gegen Joel Burri von der RR Hergiswil und gegen Fabio Schmid von den RC Willisau Lions. Alles Gegner, gegen die Sufjan eine klare Chance hat, wenn er mit dem notwendigen Siegeswillen auftritt. Was folgte war im vierten Duell eine zwei Minuten lange Standvorstellung gegen Mauro Kistler von der RR Tuggen. In diesem Match standen sich gleich zwei Kontrahenten gegenüber, die scheinbar keinen Anspruch auf den eigenen Sieg hatten. Der Schiedsrichter war nach einer Minute gezwungen einen der beiden mit einer sogenannten Aktivitätszeit zu belegen. Er entschied sich dabei zum Glück für Sufjan für den Ringer aus Tuggen, was Sufjan nach dreissig Sekunden den ersten Punkt einbrachte. Durch das Herausschieben aus dem Ring gelang Sufjan die zweite Wertung zum 2:0 Punktesieg. Keine ruhmreiche Vorstellung und trotzdem der für Sufjans junge Ringerkarriere vielleicht wichtige erste Sieg in einem Duell überhaupt. Leider zeigte dieser Erfolg keine nachhaltige Wirkung in der Motivation. Gegen Peter Meyer von der RR Hergiswil folgte im letzten Duell eine klare Niederlage auf der Schulter.
Besonders enttäuschend aus sportlicher Sicht war der Auftritt von Rafael Martinez. Obwohl er der älteste WAB-Ringer ist, konnte er in Sachen Motivation und Fokussierung kein Vorbild sein. Auch an seine guten Leistungen aus den letzten Turnieren konnte er nicht anknüpfen. Aus seinen insgesamt fünf Kämpfen ragt einzig der Schultersieg gegen Rian Walt von der RS Kriessern heraus. Alle anderen Duelle gegen Noe Dietschi (RS Kriessern), Florian Moor (RC Oberhasli), Dario Limacher (RR Hergiswil) und Dario Karli (TV Ufhusen) gingen klar verloren. Keine Glanzleistung, die entsprechend auch abgeschlagen am Rande des Podests endete.
Bilanz: Nur Diego und Léandro halten die WAB-Ehre hoch
Die guten Leistungen von Diego und Léandro und die verdienten Medaillen der beiden haben die Reise am Samstag nach Hergiswil lohnenswert gemacht. Mit den anderen WAB-Kids muss im kommenden Training nochmals über die Motivation und den wichtigen Siegeswillen gesprochen werden. Der Spass am Sport muss und wird immer im Zentrum stehen und es steht jedem frei sich an Wettkämpfen mit anderen zu messen. Aber wer sich dazu entschliesst an einem Wettkampf teilzunehmen muss bereit sein auch sein Bestes zu geben. Ob man dabei gewinnt oder verliert ist nicht wichtig.
Die etwas ernüchterte Stimmung lässt sich auch auf den Gesichtern aller Akteure und der Trainer kurz vor der Rückfahrt nach Bern ablesen. Zumindest waren sich alle Kids einig, dass der bei den letzten beiden Turnieren abschliessende McDonald`s Besuch an diesem Tag nicht verdient gewesen wäre. Die Zeit im Bus konnte damit bereits erfolgreich für die Reflektion und die Manöverkritik mit den Kids genutzt werden. Somit trat die WAB-Equipe die direkte Rückreise nach Bern an, wo die Akteure schon von ihren Eltern erwartet wurden. Die Stimmung war nach den guten Gesprächen auf der Rückfahrt bei allen wieder besser und so freuen sich alle auf die nächste Trainingseinheit und dann auch schon bald auf den nächsten Wettkampfeinsatz.