Der Tag davor wird zum Tag danach. Finalrunde abgesagt.

"Hoffe das Beste. Erwarte das Schlimmste". Dieses Motto steht sinnbildlich für das Damoklesschwert der coronabedingten Absage, das in den intensiven Wochen und Monaten der Vorbereitungen über dem Finalanlass im Berner Wankdorfstadion schwebte. Am späten Freitagnachmittag, zwei Stunden bevor sich das Helferteam für letzte Instruktionen treffen wollte, war aus der Hoffnung schon fast Sicherheit geworden: Der Anlass kann stattfinden! Dann kam die Mitteilung der Berner Kantonsregierung: ABSAGE!  

Grenzenlose Enttäuschung bei den Clubverantwortlichen

"Als Mitgründer und Manager dieses Clubs ist es meine Aufgabe immer das Positive zu sehen. In jedem Rückschlag die Chance für die Zukunft ausfindig zu machen. Mein Team mitzunehmen auf diesen Weg des positiven und konstruktiven Denkens. Immer stärker wieder aufzustehen, als man zu Boden gegangen ist. Das gilt im Sport, wie im Leben. Ich bin ein von Grund auf positiver Mensch und kann mit Niederlagen und Rückschlägen gut umgehen. Aber dieser Treffer sitzt!" Team Manager Robin Pietschmann ist sichtlich bemüht seine Gefühlslage in Worte zu fassen. Er ergänzt: "Ich möchte nicht tauschen mit den Entscheidern solcher Massnahmen in der Politik. Ich respektiere auch, dass Massnahmen sehr kurzfristig umgesetzt werden müssen, um überhaupt glaubwürdig zu sein. Aber über Wochen hinweg, kleine wie grosse Vereine dazu zu zwingen, Schutzkonzepte zu erarbeiten, kostspielige Massnahmen umzusetzen, um einen Anlass überhaupt durchführen zu dürfen und dann von einer Minute auf die andere alles ausserhalb des Profisports zu verbieten, ist unverhältnismässig! Besonders, wenn in Nachbarkantonen ganz andere Regeln gelten und der Anlass durchgeführt werden könnte. Ohne die Bedrohung durch die Pandemie herunterzuspielen: Aber so wird ehrenamtliches Engagement und Breitensport mit Füssen getreten!"

 

Auch wenn eine zeitliche Einordnung im Moment unmöglich ist: Von Seiten der Wrestling Academy Bern besteht der dringende Wunsch einen neuen Termin für die Finalrunde zu finden und den Sieger des WINFORCE CUP 2020 zu ermitteln. "Der WINFORCE CUP 2020 ist an sich ja schon ein aus der Not heraus geborenes Format. Selbst wenn der Sieger erst im neuen Jahr ermittelt werden könnte, würden wir diesen Wettbewerb gerne zu Ende bringen."

 

Der Frust sitzt tief und die Enttäuschung ist gross.  Gründerin und Cheftrainerin Nadine Pietschmann schliesst sich an: "Wir als Club, aber auch der gesamte Schweizer Ringsport, musste dieses Jahr schon einige Hürden überwinden. Viele haben sich mit uns zusammen auf diesen Sonntagnachmittag gefreut. Es ist eine grosse Enttäuschung." 

Der Tag davor, wird zum Tag danach

Der heutige Samstag wäre der Tag vor dem grossen Finale gewesen. Nun ist es der bittere Tag nach der Absage. Die Paletten mit den extra bereitgestellten neuen Ringermatten stehen im Eingangsbereich der Wankdorfhalle in Bern. Wenigstens die Spedition, die diese am Montagmorgen abholen wird, behält ihren Auftrag. "Die Matten werden ihren Platz eines Tages in unserem zukünftigen Trainingslokal finden. Wir haben die Beschaffung mit Foeldeak so abgestimmt, dass wir die Matten schon jetzt zum Finalanlass erhalten" erläutert Robin Pietschmann. Somit war nur der Umweg über das Wankdorf umsonst. 

 

Die Absage noch nicht ganz realisiert. Wenige Stunden nach dem Entscheid der Kantonsregierung. 

"Besonders bitter war die Reihe von Absagen, die noch am Freitagabend erteilt werden mussten. Am härtesten war es, den Nationalverband und die anderen Teams zu informieren. Wir haben uns aktiv darum beworben Gastgeber für diesen Finalanlass zu sein und sind dem Nationalverband und den anderen Teams sehr dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen. Nun, so kurz vor dem Ziel ausgebremst zu werden, tut weh" fasst Robin Pietschmann seine Schockstarre vom Freitagabend zusammen. "Der Zuspruch und das Verständnis der Beteiligten tut gut, ändert jedoch nichts an der Enttäuschung."

 

 

Aber auch diverse Zulieferer und Partner sind betroffen. Vom Sandwichlieferanten für die Athleten-Buvette bis hin zur Tanzgruppe für die Pokalpräsentation, vom Event-Techniker, der für Wettkampftechnik, Licht- und Showeffekte zuständig war bis hin zum DJ und den Samaritern. Fast alles Unternehmen und Menschen aus Branchen, die in diesem mageren Corona-Jahr ihren Auftrag gerne umgesetzt hätten. Die Vorbereitungen für einen würdigen Finalanlass waren abgeschlossen. Nun die Notbremse wenige Stunden vor Beginn. Alles was noch abgesagt werden konnte, wurde abgesagt. "Wie wir mit bereits produzierten und eingekauften Waren umgehen, müssen wir sehen. Allein der Aufwand für die Beschilderung, Absperrung und Desinfektion für die Einhaltung des eigens auferlegten, strengen Corona-Schutzkonzepts, geht in den deutlich vierstelligen Bereich." Gleichwohl wird deutlich: An diesem Samstag überwiegt die schiere Enttäuschung. 

Von der Beschilderung der Team-Boxen über die Checkin- und Checkout-QR-Codes für Besucher und Athleten bis hin zu Desinfektionsequipment und Masken. Es ist davon auszugehen, dass diese Dinge auch beim Nachholtermin zum Einsatz kommen werden. 

Nadine Pietschmann zwingt sich zu etwas Hoffnung und Zuversicht: "Wer weiss was in einigen Wochen ist. Viele der Vorbereitungen, die wir getroffen haben und die Anschaffungen waren nicht umsonst. Ein Beispiel: Waagen, Software und Matten brauchen wir bei jedem Ringsportanlass, auch in der Zukunft."  

 

Robin Pietschmann stimmt zu und ergänzt: "Die Kontakte zum Beispiel zur Modernlight Production AG, die den Anlass mit einem professionellen Licht- und Show-Konzept perfekt inszeniert hätten, zur Tanzgruppe Bern Dance Company, zur ROBOT Sportpreise AG, die eine wunderschöne Trophäe designt und hergestellt haben und vielen weiteren. Das sind wertvolle Begegnungen und Kontakte, auf die wir auch bei der nächsten Chance zählen können, die wir hoffentlich bald erhalten. Wir wollen schliesslich noch herausfinden, wer den WINFORCE CUP 2020 gewinnt!"

 

Der grosse Dank gilt eben jenen Partnern, die diesen Sportanlass zu einem aussergewöhnlichen Ringsportfest gemacht und darüber berichtet hätten. Wir waren bereit und werden es sein, wenn die Zeit dafür gekommen ist! VIELEN DANK!