Die WAB-Auswahl trat die Reise zur dritten Runde der Swiss Wrestling Challenge League im Bewusstsein an, dass die Titelverteidiger vom Vierwaldstättersee keine Geschenke machen würden. Entsprechend hoch ist das bisherige Top-Ergebnis der Saison, gemessen an den 14 errungenen Mannschaftspunkten, einzuschätzen. Alle Berner zeigten aufopferungsvolle Kämpfe, was dazu führte, dass vier von zehn Einzelbegegnungen zu Gunsten der Aufsteiger entschieden wurden.
Den Anfang machte einmal mehr Headcoach Nadine Pietschmann, die sich erneut in die Doppelrolle wagte und mit viel Mühe das erforderliche Mindestgewicht von 52kg auf die Waage brachte. Im Generationenduell mit dem stark einzuschätzenden Sayed Jamshidi wurde der Gewichts- und Kräfteunterschied deutlich. Wenig spektakulär und grundanständig erfüllte der Brunner seine Pflicht und entschied das Duell durch technische Überlegenheit für sich. Die aufopferungsvollen Angriffsversuche der Bernerin wurden dabei leider nicht mit einem Punktgewinn belohnt.
Damit stand bereits ein 8:0 Punkterückstand fest, da Fabio Buffolino, das neue und vielversprechende Schwergewicht in den Berner reihen seinen Kampf nicht antreten konnte. Das auch Ali Nabisoda im Greco-Duell bis 61kg seinen Kampf durch Schulterniederlage abgeben musste, stellte die Anzeige zwischenzeitlich auf 12:0 Punkte. Die fast schon erwartete "Klatsche" drohte sich zu bewahrheiten. Doch Carlo Lanfranchi, der sich Raphael Suter gegenüber sah, weckte wieder Hoffnung in den Berner Reihen. In einem spektakulären Duell, das Phasenweise in beide Richtungen hätte kippen können, behielt er einen ruhigen Kopf und befreite sich mehrfach aus brenzligen Situationen. Mit einer gekonnten Aktion in der zweiten Hälfte brachte er den Brunner dann aus dem Gleichgewicht und setzte diesen Vorteil gnadenlos in einen Schultersieg um. Die ersten Punkte auf dem Konto der WAB und dann direkt 4!
Gino Gugolz von der RR Einsiedeln, der dieses Jahr in Diensten der Berner ringt, setzte noch einen oben drauf. Dank pfeilschneller Beinangriffe und dem sichtbaren Selbstvertrauen diesen Kampf gewinnen zu können, lies er seinem Gegner keine Chance. Der Brunner Felix Kaufmann musste eine 16:0 Niederlage hinnehmen und Gugolz brachte damit direkt weitere 4 Punkte auf die Anzeigetafel. Nach holprigem Auftakt führten also gleich zwei spektakuläre Auftritte dazu, dass das Halbzeitresultat mit 8:12 Punkten noch recht ausgeglichen war.
Foto: Gerhard Remus
Direkt nach der Pause bewies Georg Ristov einmal mehr seinen grossen Mut. Er war durch einen kurzfristigen Ausfall in das Aufgebot der Berner gerutscht und musste sich ohne je ein Greco-Training absolviert zu haben dem erfahrenen Thomas von Euw stellen. Das dieser Kampf durch technische Unterlegenheit schnell entschieden war, ist vor dem Hintergrund dieses mutigen Einsatzes im Dienste der Mannschaft zweitrangig.
Es folgt die spektakulärste Szene des Abends. Coach Mourad El Bekali sah sich im Gewicht bis 70kg Greco dem Kaderathlet Abdul-Rashed Israpilov gegenüber. Die ersten Kampfsekunden waren von gegenseitigem Abtasten geprägt. El Bekali spielte all seine Routine aus, um seinem Gegner keinen Zugriff zu gewähren und gut mit seinen Kräften zu haushalten. Wie aus dem Nichts folgte ein spektakulärer Angriff und ein Überwurf, der zu einer äusserts seltenen fünf-Punkte-Wertung zu Gunsten des Berners führte. Die Aktion wurde von Berner Seite mit euphorischen und auch aus Reihen der Brunner mit bewundernden Jubelrufen quittiert und heizte die Stimmung nochmals an, da sich nun ein spannender Verlauf des Wettkampfabends andeutete. Am Ende stand jedoch ein 5:1 Punktesieg für El Bekali, der mit 2:1 Mannschaftspunkten nur marginal in das Gesamtresultat eingriff.
Foto: topsportfotografie, Andy Scherrer
Die Schulterniederlag von Ali Sajadi nach wenigen Sekunden gegen den erfahrenen Cyrill Laimbacher brachte erneut einen deutlichen Ausschlag zu Gunsten der RR Brunnen zum
Zwischenstand von 21:10 Punkten vor den letzten beiden Begegnungen. Somit stand der Sieg für die Ringer vom Vierwaldsstättersee rechnerisch bereits fest. Dennoch zeigte Alain
Heller einen aufopferungsvollen Kampf gegen Samuel Fuchs. Die Initatiative in diesem Duell ging fast ausschliesslich vom Willisauer in Berner Farben aus. Zahlreiche erfolgreiche
Beinangriffe wurden vom Brunner jedoch gekonnt abgefangen. Sie mündeten in Situationen am Boden, die der erfahrene Fuchs jeweils für sich entscheiden konnte. Taktisch klug konnte Alain Heller ein
vorzeitiges Kampfende jedoch vermeiden und somit den Schaden auf dem Punktetableau gekonnt minimieren.
Der Schlusspunkt des sportlichen Abends gehörte noch einmal der WAB. Der auf Seiten der Brunner in dieser Saison erstmals in der Challenge League eingesetzt Manuel Suter, konnte dem top motivierten und routinierten Yagoub Boulariah nichts entgegensetzen. Weitere vier Mannschaftspunkte für die WAB, die zum beachtlichen Endstand von 24:14 Punkte führte.
Team Manager Robin Pietschmann: Wir sind mit diesem Resultat mehr als zufrieden. Bereits im Vorfeld hatten wir kein Geheimnis daraus gemacht, dass wir damit rechnen müssen beim Titelverteidiger etwas unter die Räder zu kommen. Die Brunner Aufstellung kam uns sicher entgegen, doch die Leistungen unserer Jungs und Mädels waren einfach sensationell. Im Rückblick nun fast etwas ärgerlich, dass wir auf drei Gewichten recht bewusst ein 4:0 in Kauf nehmen mussten. Aber dieser Umgang mit kurzfristigen Ausfällen und Verletzungen gehört eben auch dazu. Wir sind in einem Stadium, in dem wir auch aus solchen Niederlagen enorm viel positive Energie, Teamspirit und Selbstvertrauen tanken können für die kommenden Herausforderungen.