Erstes Ausrufezeichen zum Saisonstart

Die Swiss Wrestling Challenge League ist gestartet. Die WAB hat sich für die zweite Saison in der zweithöchsten Schweizer Mannschaftsmeisterschaft ein augenscheinlich bescheidenes Ziel gesetzt: Klassenerhalt. Mit einem für die WAB-Auswahl historisch knappen Resultat kann der Saisonauftakt trotz der Niederlage als gelungen betitelt werden. Mit 17:20 Punkten setzte sich der TV Ufhusen zwar durch, ist für die Rückrunde aber gewarnt. 

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Schauplatz der ersten Heimrunde in der Saison 2024 war die Brünnen-Sporthalle in Bern West. Die WAB hat gute Erinnerungen an diesen Schauplatz, fand hier im Jahr 2019 die damals auf Initative der Berner lancierte "Urban Wrestling Challenge" statt. Damals, nach der Gründung des Vereins 2018, ein erster Versuch dem damaligen Team die Chance auf einen Mannschafskampf zu geben. Damals gelang ein souveräner Sieg gegen den Züricher Ringclub. 

 

Nun in der offiziellen Mannschaftsmeisterschaft von Swiss Wrestling, weht selbstverständlich ein anderer Wind. Davon konnte sich die WAB-Equipe bereits im vergangenen Jahr einen Eindruck verschaffen. Die Erfahrungen aus der letzten Saison waren die Grundlage für die Vorbereitungen über den Sommer. Dass diese Arbeit seriös und mit grossem Engagement von Athleten und Trainern ernst genommen wurde, demonstrierte die Auswahl am Samstagabend beeindruckend. 

 

Knappe Kämpfe in der ersten Hälfte und eine Führung zur Halbzeit

Gleich zu Beginn des Kampfabends kam es zu einem Generationenduell, dass so definitiv nicht geplant war. WAB Gründerin Nadine Pietschmann, die seit März 2024 zusätzlich als Präsidentin der Swiss Wrestling Federation amtet, hatte eigentlich erklärt nicht mehr aktiv ins Geschehen eingreifen zu wollen. In Anbetracht ihres sportlichen Palmares und ihrem grossen Beitrag, der die WAB überhaupt erst in die Challenge League geführt hat und auch aufgrund ihrer offiziellen Funktionen, war dieser Entscheid für die gesamte Mannschaft mehr als nachvollziehbar. Verletzungen und Ausfälle führten nun dennoch zu dieser Besetzung. Umso spezieller, dass Nadine Pietschmann im Gewicht bis 57kg, für das ein Mindestgewicht von 52kg erreicht werden muss, was ihr nur durch literweise Wassertrinken vor dem Abwiegen gelang, traf sie auf die aktuelle Nationalkaderathletin Anja Epp. Ein Generationenduell, dass über weite Strecken von gegenseitigem Abtasten auf hohem pyhsischen Niveau und der gegenseitigen Suche nach einer Chance für einen Angriff geprägt war. Am Ende setzte sich die jüngere Athletin des TV Ufhusen mit knappen 5:1 Punkten durch, was 2:1 Mannschaftspunkte zu Gunsten des TV Ufhusen auf die Anzeigentafel brachte. 

 

Bis 130kg im griechisch-römischen Stil trat Fabio Buffolino in den Ring. Gegen den erfahrenen Simon Marti, amtierender Schweizermeister in diesem Gewicht, demonstrierte Buffolino seine unglaublichen Fortschritte. Erst im vergangenen Jahr fand er zum Ringsport, hatte eine Woche nach seinem ersten Training bereits den ersten "Notfalleinsatz" in der Challenge League. Die Entwicklung seither war selbst für einen Laienzuschauer zu erkennen. Zwar musste sich Buffolino am Ende mit einer Punkteniederlage geschlagen geben, doch gegen den amtierenden Schweizermeister über sechs Minuten Stand zu halten und eigene Akzente zu setzen, verlangt allen grössten Respekt ab. Mit der Wertung von "nur" 0:3 Mannschaftspunkten sind es auch diese kleinen Erfolge, die die Grundlage für einen knappen Sieg oder eine knappe Niederlage legen können. 

 

Auch im dritten Duell des Abend bis 61kg Greco musste die WAB-Auswahl weiterhin auf einen ersten Sieg warten. Ali Nabisoda stellte sich in der für ihn eher ungeliebten Stilart in den Dienst der Mannschaft und zeigte gegen Robin Alt eine souveräne Leistung. Die knappe 1:6 Punkteniederlage führte zum zwischenzeitlichen 2:8 nach Mannschaftspunkten aus Sicht der WAB. 

 

Die zwei letzten Kämpfen vor der Pause boten dem Publikum Spektakel pur!

 

Zunächst fand ein weiteres Generationenduell statt. Der für die WAB doppellizenzierte Nick Scherrer von den RC Willsiau Lions stellte sich in der höheren Gewichtsklasse bis 97kg dem TV Ufhusen Urgestein und Coach Michael Bernet gegenüber. Der Routinier hielt stark gegen den physisch und technisch wahnsinnig starken Scherrer stand, konnte einige blitzschnelle und sauber ausgeführte Beinangriffe jedoch nicht abwehren. Auch mittels Beinschrauben sammelte Scherrer im Bodenkampf Punkt um Punkt, sodass dieser Kampf vorzeitig durch technische Überlegenheit und damit mit 4:0 Mannschaftspunkten zu Gunsten der WAB entschieden wurde. Schon stand es 6:8 und die WAB war wieder auf Tuchfühlung. 

 

Im Gewicht bis 65kg Freistil war es Sami Safari, der für den Turnaround vor der Pause sorgen wollte. Und dies gelang im fulminant! In einem spektakulären Duell gegen Marco Stöckli mit zahlreichen Wertungen und sehenswerten Würfen, setzte er sich souverän mit 18 zu 2 Punkten durch. Erneut eine technische Überlegenheit, die aufgrund der Punktwertung des Ufhusers jedoch mit 4:1 Punkten in das Mannschaftsergebnis übertragen wurde. Der Pausenstand von 10:9 mit der knappen Führung für die WAB war jedoch ein erstes Ausrufezeichen und versprach Spannung für die zweite Halbzeit. 

 


Nach der Halbzeit musste die WAB zunächst einen Rückschlag hinnehmen. Im Gewicht bis 86kg Greco konnte Riccardo Buffolino seinen Kampf nicht antreten, was mit 4:0 Punkten zu Gunsten des TV Ufhusen gewertet wurden. 

 

Das dies jedoch keinesfalls den Kampfgeist der Berner brechen konnte, demonstrierte Vladslav Moshkin eindrücklich. Gegen den zwei Jahre älteren Marc Kaufmann, Bronzemedaillengewinner bei der Schweizermeisterschaft der Junioren und Nationalkader-Athlet, entwickelte sich ein intensives Duell auf Augenhöhe. Griechisch-Römisch auf sehr hohem Niveau, was in Anbetracht des jungen Alters beider Athleten mehr als bemerkenswert ist. Das Duell wurde über weite Strecken von höchst physischem Kampf um einen guten Griff geprägt und am Ende durch zwei Wertungen durch Passivität entschieden. Bei 1:1 Punkten entschied die letzte Wertung zu Gunsten des Berners, was der Mannschaft 2:1 Mannschaftspunkte einbrachte. 

 

So wie Vladslav Moshkin, feierte auch Ostap Savka seine Premiere in der Challenge League. Seit etwas mehr als zwei Jahren hat sich Savka hervorragend in den Club integriert und erhielt nun die Chance sein grosses ringerisches Talent unter Beweis zu stellen. Mit Remo Kneubühler, dem im Jahr 2022 das Kunststück gelang bei den Junioren sowohl im Freistil als auch im Greco Schweizermeister zu werden, war die erste Aufgabe alles andere als einfach. Trotz grosser Leistung und unermüdlichen Versuchen, gelang es Savka nicht, entscheidende Angriffe zu setzen. Die Niederlage war damit leider nicht abzuwenden und so gelang auch dem TV Ufhusen ein Sieg durch technische Überlegenheit. 

 

Beim Zwischenstand von 12 zu 18 Mannschaftspunkten war vor den beiden letzten Duellen rechnerisch noch alles möglich. 

 

Noorullah Safari war der nächste WAB-Athlet, der sein Debut in der Challenge League geben konnte. Er trat gegen den 12 Jahre älteren Routinier Remo Fallegger an und lieferte sich ein Duell auf Augenhöhe in dem sichtbar jugendliche Leichtigkeit und Physis auf die grosse Erfahrung und Abgeklärtheit auf der anderen Seite traf. Die Erfahrung setzte sich knapp mit 5:8 Punkten durch, was 1:2 Mannschaftspunkte für die Ufhuser bedeutete und somit das Ergebnis bereits besiegelte. 

 

Trotzdem wurde das letzte Duell des Abends mit Spannung erwartet und Yagoub Boulariah, der schon in der Saison 2022 einen grossen Anteil am Aufstieg hatte, lieferte einmal mehr ab. In spektakulärer Manier lieferte er dem Publikum einen ansehnlichen Abschluss des Kampfabends. Der erst siebzehnjährige Michael Wisler hatte dem unbändigen Siegeswillen und den Fähigkeiten von Boulariah nichts entgegenzusetzen und so war der Kampf bereits vor der Halbzeit durch technische Überlegenheit entschieden. Die 4:0 Mannschaftspunkte führten zum Schlussresultat von 17:20 Punkten. 


Team Manager Robin Pietschmann: "Wir haben tollen Ringsport gesehen und ich bis sehr stolz auf die Mannschaft. Wir sind ein grosses Stück näher an einen etablierten Club wie den TV Ufhusen herangerückt im Vergleich zum letzten Jahr. Vor einem Jahr mussten wir eine 8:28 Niederlage hinnehmen. Nun steht es 17 zu 20. Daran kann man den Fortschritt ablesen, auch wenn das, was auf der Matte zu sehen war, noch mehr aussagt. Toll Kämpfe und eine gute Einstellung zu der grossen Aufgabe, die wir vor uns haben. Wir werden diese Saison Erfolge feiern können, wenn wirklich alle zusammenspannen und wir stabil mit dieser Mannschaft und denen, die noch hinzustossen werden, durch die Saison gehen können."