Das Saisonziel war von Anfang an hoch gesteckt - Aufstieg in die Nationalliga B. Am letzten Wettkampftag sicherte sich die WAB-Equipe dank sensationeller Leistungen den anvisierten Aufstiegsrang. Gleich drei Siege gegen die RS Freiamt II, den NRC Thalheim und die RR Brunnen II machten den Traum zur Realität. Der grösste Meilenstein in der noch jungen Clubgeschichte.
Bereits vor den Finalkämpfen um die Medaillen steht nun fest: Die Wrestling Academy Bern ist in der Saison 2022 die bestklassierte erste Mannschaft eines Clubs und steigt somit in die Nationalliga B auf. Nach 8 Siegen aus 12 Mannschaftskämpfen, rangiert die WAB auf Position drei in der Erstliga-Gruppe West, hinter den starken Zweitmannschaften der RC Willisau Lions und der RS Freiamt. Das berühmte "Tüpfli auf dem I" bleibt dem jungen Club dabei verwehrt. Die Qualifikation für die Medaillenkämpfe hätte die Erfolgsgeschichte veredelt, doch die starken Zweitmannschaften der Platzhirsche der letzten Jahre (RC Willisau Lions II und RS Freiamt II), legten die sportliche Latte etwas zu hoch. Allerdings gelang der WAB-Auswahl am letzten Wettkampftag, was bis dahin nur dem unangefochtenem Tabellenleader aus Willisau gelang - ein Sieg gegen die zweite Mannschaft der RS Freiamt.
Strategischer Entscheid für "All in", statt für die Sicherheitsvariante
Die Ausgangslage vor dem letzten Wettkampftag war klar: Mit zwei Punkten Vorsprung auf den direkten Verfolger Domdidier und noch drei verbleibenden Kämpfen, mussten mindestens zwei dieser Kämpfe gewonnen werden. Vorausgesetzt, im ersten Duell des Tages zwischen dem CO Domdidier und der RS Freiamt II würde es keine Überraschung und einen Sieg des CO Domdidier geben. Auch wenn sich die Domdidianer für die Heimrunde herausgeputzt hatten und eine beeindruckende Aufstellung präsentierten, gelang diese Überraschung nicht. Somit war die Sicherheitsvariante für die Berner theoretisch im Spiel, die bedeutet hätte, den Kampf gegen die vermeintlich klar überlegenen Freiämter mit einer B-Auswahl abzuschenken und so die Kräfte für die entscheidenden Begegnungen gegen den NRC Thalheim und die RR Brunnen zu sparen. Doch so schnell wie dieses Gedankenspiel aufkam, so schnell wurde es auch wieder verworfen und das Motto lautete "All in".
Mit maximaler Schlagkraft wurden daher die 8 Gewichtsklassen gegen die RS Freiamt II besetzt. Den Anfang machte, wie bei fast allen Duellen in dieser Saison, Teamleaderin Nadine Pietschmann im Gewicht bis 52kg.
Im griechisch-römischen Stil bekam sie es mit einem top motivierten Tim Schreiber zu tun, der bisher mit einer Ausnahme alle seine Saisonkämpfe gewinnen konnte. Nur im Hinrundenkampf gegen die routinierte Bernerin musste er sich schon einmal geschlagen geben. Doch die Revanche blieb ihm verwehrt. Mit ihrer ganzen Erfahrung und einer starken kämpferischen Leistung, konnte Nadine Pietschmann den Kampf nach Punkten für sich entscheiden und die Mannschaft direkt mit 3:1 Mannschaftspunkten in Führung bringen. Gabriele De Simone konnte die Führung im zweiten Kampf verteidigen, auch wenn er sich mit einem knappen 2:1 im Gewicht bis 130kg Freistil geschlagen geben musste. Es folgte der nächste Einsatz von Loris Uhde, der im 10. Kampf der Saison das 10. Mal auf die Matte trat. In einem Duell der Kategorie "volle Kraft voraus" bezwang er seinen Gegner durch technische Überlegenheit souverän mit 17:0 Punkten. Vier weitere Mannschaftspunkte, die den Vorsprung der WAB erstmals komfortabel erscheinen liessen. Endgültig an den Sieg zu glauben begannen die Berner nach dem Duell von Yagoub Boulariah, der im Gewicht bis 90kg Greco Costa Salvatore gleich zweimal in Rückenlage beförderte, was beim zweiten Mal auch offiziell vom Kampfrichter als Schultersieg gewertet wurde.
Wie es um den Kampfgeist der WAB-Equipe bestellt war, demonstrierte auch Eric Bonnard in seinem Kampf bis 61kg im griechisch-römischen Stil. Gegen den starken Tobias Lüscher konnte er zunächst eine Punktewertung realisieren, musste dann jedoch einen Punkterückstand hinnehmen und sich gleich zweimal aus hochkritischen Situationen befreien, die beinahe in der Schulterniederlage geendet wären. Dank diesem aufopferungsvollen Kampf, konnte er jedoch eine Punkteniederlage über die Zeit bringen. Das 1:3-Ergebnis nach Mannschaftspunkten war im Vergleich zu dem drohenden 0:4 sehr entscheidend in der späteren Schlussabrechnung.
Erstmals in dieser Saison stand auch der Doppellizenzringer Jan Faller von der Ringerstaffel Sense im Einsatz. Seine erste Erstliga-Luft in diesem Jahr schnupperte er im Duell gegen Colin Brunner. Beim Stand von 14:0 Punkten schulterte er den Freiämter und trug somit weitere 4:0 Mannschaftspunkte bei. Damit war der Sieg rechnerisch schon sicher!
Das Lorenz Orlowski, der einmal mehr im Gewicht bis 65kg Freistil antrat, seine beeindruckende Serie von gekonnten Angriffen und Punkteerfolgen nicht über die Zeit retten konnte, war einer kleinen Unachtsamkeit geschuldet, die sein Gegner mit mehr Erfahrung ausnutzen konnte. Die zwar ärgerliche, jedoch verkraftbare Schulterniederlage änderte nichts mehr daran, dass Mourad El Bekali, der immer noch angeschlagen ist, den letzten Kampf Forfait geben konnte, ohne den Sieg der WAB zu gefährden. Der 17:14-Erfolg war dabei mehr als nur der perfekte Einstieg in das Saisonfinale. Dieser Sieg über die bisher als unbezwingbar eingestufte Mannschaft, setzte zusätzliches Selbstvertrauen frei, was in den folgenden beiden Parteien deutlich zu sehen war.
Ungefährdeter Sieg gegen den NRC Thalheim
Ausnahmsweise nehmen wir das Ende direkt Vorweg: Von 8 Duellen konnte die WAB 7 für sich entscheiden, wobei die eine Niederlage erneut auf das Forfait von Mourad El Bekali zurückzuführen ist. Jedoch waren auch auf Seiten der Thalheimer zwei Gewichte unbesetzt, sodass Eric Bonnard und Lorenz Orlowski je kampflos 4 Mannschaftspunkte gutgeschrieben bekamen. Ebenso war Loris Uhde ein weiteres Duell gegen Vanessa Nussberger verwehrt, die zwar auf die Matte trat, ihren Kampf aber ebenfalls nicht antrat. Was sich nun anhört wie ein langweiliges Aufeinandertreffen mit klarem Ausgang, entpuppte sich bei den vier auf der Matte ausgerungenen Kämpfen als hochstehendes Duell.
Den Anfang machte erneut Nadine Pietschmann. Ein Kampf über die volle Zeitspanne von sechs Minuten endete mit einem deutlichen 9:2 Punktesieg für die Bernerin. Intensiv wurde auch im Gewicht bis 130kg gekämpft. Carlo Lanfranchi traf auf den erfahrenen Felix Gebhard. Zahlreiche Punktewertungen auf beiden Seiten endeten in einem 20:7 Punktesieg für den Berner und damit 3:1 Mannschaftspunkten. Ebenso wie das Duell von Jan Faller gegen Jonas Treier (11:2 Punkte) und das von Yagoub Boulariah gegen Reto Graf (12:3 Punkte).
Der deutliche 24:8-Sieg für die WAB brachte damit schwarz auf weiss, was schon Minuten vor den letzten Kämpfen langsam in die Köpfe einsickerte: Der Aufstiegsrang war rechnerisch nicht mehr zu nehmen!
Noch einmal volle Konzentration gegen die RR Brunnen II
Mit einem Gefühlsmix aus Euphorie, aber auch etwas Wehmut darüber, dass es das letzte Duell dieser geschichtsträchtigen Saison sein würde, stellte sich die "Schwarze WAB-Wand" noch einmal für das Duell gegen die Ringerriege aus Brunnen auf.
Im Gewicht bis 52kg liess Nadine Pietschmann dem jungen Ali Daoud den Vortritt, der sich erstmals im griechisch-römischen Stil ein paar Sporen verdienen sollte. Trotz guter Versuche über die Armklammer in den Kampf zu finden, musste er sich seinem etwas erfahreneren Gegner Felix Kaufmann durch eine Schulterniederlage geschlagen geben. Erstmals geriet die WAB-Auswahl an diesem Tag dadurch in Rückstand. Da die Gegner vom Vierwaldstädtersee jedoch in den folgenden drei Gewichtsklassen keinen Ringer stellten, lautete das Mannschaftsergebnis vor dem nächsten Kampf dennoch 12:4 zu Gunsten der Berner. Eric Bonnard erkämpfte sich gegen die Brunner Mannschaftsführerin Franziska Wittenwiler einen Punktesieg ohne eigenen Punktverlust. Jan Faller punktete seinen Gegner gar aus und beendete den Kampf so vorzeitig, bevor Lorenz Orlowski bei 10:0 Punkteführung seinen Gegner sensationell schulterte und auch seinen Kampf vorzeitig beendete. Erneut war die Ausgangslage komfortabel genug, sodass Mourad El Bekali nicht antreten musste. Das 23:8 Mannschaftsergebnis besiegelte den dritten Sieg des Tages und damit den perfekten Saisonabschluss.
Nach der Verabschiedung der gegnerischen Mannschaft gab es kein Halten mehr! Die Mannschaft, der Staff und alle mitgereisten Fans feierten mit lautstarken "Nationalliga B - Gesängen" das Erreichen des grossen Saisonziels.
Die Feierlichkeiten wurden nach kurzer Rückfahrt im Herzen von Bern fortgesetzt. Das Restaurant Da Keli, das schon im letzten Jahr zum Saisonabschluss angesteuert wurde, hielt dieses Jahr eine Überraschung bereit - der Chef hatte sich über den Ausgang des Wettkampftages informiert und begrüsste die WAB-Equipe mit einem offerierten Sektempfang. Beim gemeinsamen Abendessen und dem ein oder anderen Drink wurden die Emotionen dieses ereignisreichen Tages und der ganzen Saison langsam sortiert und besprochen. Dieser Prozess wird jedoch noch einige Zeit andauern.
Bei der Verabschiedung um Mitternacht gab es dann nur eine Floskel: "Bis am Montag im Training". Damit ist eines klar: Das junge WAB-Team hat keine Zeit zu verlieren, sich auf die grosse sportliche Herausforderung in der zweithöchsten nationalen Liga vorzubereiten und die Mission "Klassenerhalt" in Angriff zu nehmen.